Mittwoch, 4. Juni 2014

Buchvorstellung: Die Kinder der Erde von Jean M. Auel

Beginnen möchte ich meine Reise in die Welt der historischen Romane mit dem sechsbändigen Romanzyklus "Die Kinder der Erde" von Jean. M. Auel. Von allen hier vorgestellten Romanen sind es diese sechs, die den Leser am tiefsten in die Vergangenheit führen. Die Serie spielt im Jungpaläolithikum.

Inhalt:

Im 1980 erschienenen ersten Band der Serie, "Ayla und der Clan des Bären" (Original: The Clan Of The Cave Bear), lernen die Leser Ayla, die Hauptperson der Romanreihe kennen. Zu Beginn der Handlung ist sie ein kleines Mädchen und gehört zu den Cro Magnon Menschen, den Vorgängern unseres modernen Menschen. Bei einem Erdbeben verliert sie ihre Familie und jede Erinnerung an ihr bisheriges Leben. Dass sie überlebt, verdankt sie nur Iza, einer Neanderthaler-Frau, die ihren Clan überredet, sich des geschwächten Mädchens anzunehmen. Der erste Band beschäftigt sich nun mit ihrem Leben bei dieser Gruppe von Neanderthalern, wobei die Unterschiede zwischen Cro Magnon Menschen und Neanderthalern verdeutlicht werden.

Im zweiten Band "Ayla und das Tal der Pferde" (Original: The Valley Of Horses) folgen die Leser Ayla auf ihrer Suche nach anderen Menschen ihrer Art. Den Großteil dieses Bandes verbringt Ayla, die mittlerweile zur jungen Frau herangereift ist, alleine in einem Tal am Rande der Steppe. Des Roman beschäftigt sich damit, wie ihr Leben aussieht, wie sie jagt, Handwerken verrichtet und lernt, Tiere zu ihren Gefährten zu machen. Der Roman folgt aber auch der Geschichte eines anderen Menschen, Jondalar, der mit seinem Bruder Thonolan auf einer Reise ist. Erst am Ende treffen beide schließlich zusammen, Ayla verliebt sich in Jondalar und verlässt mit ihm ihre bisherige Heimat.

Der dritte Band "Ayla und die Mammutjäger" (Original: The Mammoth Hunters) führt die junge Frau und den gutaussehenden Jondalar zu einem Volk von Mammutjägern. Ayla lernt langsam wieder die Sprache und Gebräuche ihrer eigenen Art, doch ihre Beziehung zu Jondalar gerät in eine Krise und droht fast zu zerbrechen. 

Der vierte Band, "Ayla und das Tal der großen Mutter" (Original: The Plains Of Passage), ist von konstanter Bewegung geprägt. Ayla und Jondalar machen sich auf die lange und beschwerliche Reise in Jondalars Heimat, da dieser sich verpflichtet fühlt, nach Hause zurückzukehren um seine Familie vom Tod seines Bruders Thonolan zu berichten. Auf dem Weg haben sie viele Gefahren zu bestehen und treffen auf mehrere Menschengruppen, die alle unterschiedlich leben. Obwohl Ayla sich vor dem Zusammentreffen mit Jondalars Familie fürchtet, ist sie froh, als das Ende ihrer Reise endlich kommt, da sie schwanger ist.

Im vorletzten Band "Ayla und der Stein des Feuers" (Original: The Shelters Of Stone) lernt Ayla Jondalars Heimat und seine Familie kennen. Hat sie zunächst Probleme, sich einzufügen, erfährt sie durch ihre noch bei den Neanderthalern gewonnenen medizinischen Kentnisse bald Anerkennung und beginnt eine Ausbildung zur Priesterin. Am Ende bringt sie eine gesunde Tochter zur Welt.

Der letzte Band "Ayla und das Lied der Höhlen" (Original: The Land Of Painted Caves) erschien erst 2011, also über 30 Jahre nach dem ersten Band. In diesem Abschlussband geht es im Wesentlichen um Aylas Ausbildung zur Priesterin. Der Leser verfolgt mit, was sie lernen muss und welche Entbehrungen sie dafür in Kauf zu nehmen hat, wieder einmal leidet ihre Beziehung. Einen großen Teil des Buches machen Beschreibungen von Höhlenmalereien aus, die Ayla im Zuge ihrer Ausbildung besichtigt.

Fazit:

"Die Kinder der Erde" ist ein Romanzyklus, an dem sich die Geister scheiden. Keines der Bücher misst in der deutschen Version unter 600 Seiten, einige sind mehr als 1000 Seiten lang. Diese Seiten sind oft nicht mit Abenteuergeschichten, sondern mit Alltagsbeschreibungen gefüllt, denn Jean M. Auel liebt es offensichtlich, ausführlich zu beschreiben. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass viele sich daran stören. Mir ging es nicht so. Ich fand es unheimlich spannend, gerade diesen ganz normalen Tätigkeiten zu folgen. Es hat mir Spaß gemacht zu lernen, was Ayla über die Anwendung verschiedener Pflanzen gelernt hat. Ich fand es spannend, wie dank der ausführlichen Beschreibung die eiszeitliche Landschaft vor meinen Augen erblüht ist. Bei der Beschreibung von Aylas Besuchen in den Höhlen mit den Malereien hatte ich teilweise fast das Gefühl, selber vor diesen Kunstwerken zu stehen und ihre Konturen nachzufühlen.

Auch was den historischen Gehalt der Romane anging, haben viele das Werk kritsiert. Ein oft genannter Kritikpunkt war dabei, dass die Sitten der dargestellten Cro Magnon Menschen zu sehr an die modernen Urvölker angelehnt seien. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was dagegen spricht. Die dargestellte Epoche ist so fern jeglicher schriftlicher Überlieferung, dass meiner Meinung nach nur ein solches Vorgehen die Handlung mit glaubwürdig dargestelltem Leben füllen konnte. Und auch andere Autoren arbeiten ja ganz bewusst nach dem Prinzip der Potentialität und füllen Leerstellen mit Ideen, wie es gewesen sein könnte. Liest man ein Buch, dass in einer so fernen Vergangenheit spielt, bewusst, sollte einem ohnehin klar sein, dass das, was dort geschrieben steht, nur ein Deutungsvorschlag sein kann. Was Jean M. Auel betrifft, finde ich jedenfalls, dass sie einen ganz hervorragenden Deutungsvorschlag geliefert hat. Außerdem enthalten die Bücher auch zahlreiche Elemente, die wirklich eindeutiges und abgesichertes Wissen über die dargestellte Zeit liefern. Der Beginn der Domestitierung der Tiere, welcher in diese Zeit fällt, wird beschrieben. Zahlreiche typische Kunstwerke wie die Höhlenmalereien oder die Venusfiguren werden ausführlich vorgestellt. Auch ein Einblick in die bekannten Techniken der Jagd sowie verschiedene Waffentypen und ihre Herstellung wird vermittelt. 

Prüde Menschen könnten sich an den recht häufigen und ausführlichen Darstellungen von Geschlechtsverkehr stören, das gebe ich zu. Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Ich habe mich nicht daran gestört, hätte aber auch mit einigen weniger leben können. 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass "Die Kinder der Erde" für mich einer der besten und beeindruckendsten Romanzyklen war, die ich je gelesen habe. Durch die Bücher habe ich viel über Stein- und Eiszeit, über Cro Magnon Menschen und Neanderthaler, gelernt und wurde animiert, mich auch darüber hinaus mit diesen Themen zu beschäftigen. Ayla ist über all die Seiten zu einer guten Freundin geworden und ich habe mir mehr als einmal gewünscht, ein bisschen wie sie zu sein. Als dann nach sechs Bänden unsere gemeinsame Zeit zu Ende ging, wurde mir wirklich, wirklich wehmütig zumute. Und so soll das bei guten Büchern ja auch sein!

Meine Wertung:

♥ ♥ ♥ ♥ ♥
[5/5]

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